Dieses Jahr werde ich 40. Das ist ein Alter, wo man mehr auf sich schauen muss. Ich habe darum beschlossen: 2017 will ich weniger spenden, dafür mehr wandern. Dieser Plan soll aber nicht erst im Frühling umgesetzt werden, sondern bereits heute.
Ich bin mir nie sicher, wie sehr meine Erlebnisse die Leser und Leserinnen auch wirklich interessieren. Darum habe ich eine Wanderung ausgewählt, die hoffentlich viele Naturfreunde inspiriert. Und zwar geht es um die Etappe Üetliberg – Üetliberg Kulm. Für die Wanderung (inklusive Tram- und Zugfahrt) müssen Sie mit etwa 2 Stunden rechnen. Der Schwierigkeitsgrad: mittel.
Meine Reise beginnt mit dem 7er-Tram Richtung Bhf. Stettbach. Es ist acht Uhr abends. Den ganzen Tag musste ich zuhause bleiben, weil die Kinder krank waren. Ständig haben sie gehustet, erbrochen und nach mit gerufen.
Aber gut, ich hab diesen Tag jetzt hinter mir. Ich geniesse die Ruhe und freue mich auf den Üetliberg. Ein bisschen Respekt vor der ersten Wanderung im Jahr, die ist da. Beim Paradeplatz sehe ich einen fröstelnden Burschen mit dicker Jacke, Handschuhen und Wollmütze. «Jungchen“, spotte ich, „wann warst du das letzte Mal in den Bergen.»
Beim Hauptbahnhof löse ich das Ticket für Fahrt nach oben. Dann gucke ich auf die Uhr. Ups, nur noch zwei Minuten bis zur Bergfahrt. Ich renne Slalom durch die Pendler, die mir im Weg stehen. Das fühlt sich irgendwie geil an. Wie eine Verfolgungsjagd in einem Hollywood-Film.
In der S10 sitzen viele Schlittler. Draussen ist es stockdunkel und die wollen den Üetliberg herunterfahren? Wie krank ist das? Ich schüttle den Kopf und setze mich demonstrativ nicht zu ihnen hin.
Dafür gucke ich hoffnungsvoll zu den oberen Ablagen hinauf. Manchmal finde ich da durchaus nützliche Gegenstände, die liegen geblieben sind: Schirm, Schal, Koffer, Mützen. Einmal sogar eine grosse Zeichenmappe eines Künstlers.
Doch diesmal lag leider nichts oben. Traurig schaute ich aus dem Fenster und lauschte den Schlittern. Diese Sprache! Da verstehe ich stets nur die Hälfte. Tolle Jugend. Die riskieren ihr Leben und ich muss deswegen jedes Jahr höhere Krankenkassen-Beiträge bezahlen. So eine hirnlose Saubande!
Oben angekommen, haut es mir den Nuggi raus: Da liegt Schnee! Wie soll ich jetzt die Etappe Üetliberg – Üetliberg Kulm meistern? Ich trage keine Bergsteigerschuhe! Und dunkel ist es auch noch! Habe ich heute nicht schon genug gelitten? Den ganzen Tag war ich mit den Kindern beschäftigt. Ich will doch nur ein bisschen wandern.
Während ich halblaut fluche, höre ich die johlenden Jugendlichen, die mit ihren Schlitten runterfahren und hoffentlich irgendwo hängenbleiben.
Ich stosse die Türe zum Restaurant Gmüetliberg auf. Ich kaufe einen Appenzeller Bärli-Biber. Weil ich nur Karte haben, muss ich für mindestens zehn Franken konsumieren, Ich nehme zusätzlich einen Kaffee avec 4 Zentiliter Baileys.
Missmutig steige ich ich wieder in die S10. So ein asgfkasgf Tag.
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